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Vater Sohn Liebe Poesie – SKS#22
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von
Folge#22 – Vater Sohn Liebe Poesie
In dieser Podcast-Episode erzählt Preibisch über die Vater-Sohn-Liebe welche wie er meint eine andere ist als die Mutter-Kind-Liebe und zum anderen zeigt er mit seinem sehr emotionalen Gedicht: “Paul Preibisch´s erstes Tor” wie man emotionale Lebensmomente durch die Poesie besser bewältigen oder fassen kann. Diese Folge ist somit ein zweiter Teil zum Thema “Was Gedichte können” siehe auch Folge 21 “Wie ein Gedicht entsteht”.
Paul Preibisch´s erstes Tor
Die Stadt, sie schläft fast noch an diesem Samstagmorgen,
und für so manchen ist noch Nacht.
Da hört man von der Hellerhöhe Kinderrufen,
es tobt die Fußball-Abwehrschlacht.
Denn auf dem grünen Rasen mit den Toren
sind heut zu Gast, die SSV Turbine F-Junioren,
ne aufgeweckte Knabenschar,
so grade sechs und sieben Jahr.
Die heimischen Fortuna Spieler aber scheinen größer,
da sind wohl einige schon acht,
und daraus wächst, und deutlich ist`s am Spiel zu sehen,
der Fortunen Übermacht.
Es ist ein munter Scheibenschießen und immer auf das gleiche Tor,
und alles wuselt nur im Strafraum der Turbinen.
Nur ein Kind steht ein Stück davor.
Es ist vom SSV Paul Preibisch sieben,
der heut als einz´ger Stürmer rennt.
Der soll da warten, und kommt der Ball, dann soll er laufen,
„Entlastung“ dies der Trainer nennt.
Aber der Paul, der steht da scheinbar nur alleine,
zwei Abwehrspieler der Fortuna halten Wacht.
Doch geben sie dem Kleinen ruhig ein wenig Vorsprung,
denn er ist sieben, sie schon acht.
Der Torwart der Turbinen kann so manchen Ball parieren
und viele gehen auch vorbei.
Jedoch unmöglich ist es alles abzuwähren und so steht es schnell 0:2.
Dann lauter Jubel ist zu hören, von den Fortuna-Eltern-Chören,
und auch gibt`s hin und wieder leises Stöhnen.
Die Väter der Turbine leiden still mit ihren Söhnen.
Erst letzten Samstag, hatte schon ein 0:10 gegen Blau Weiß Zschachwitz
den kleinen Seelen übel mitgespielt.
Das ist doch so kein Fußballspielen, das ist am Spaß vorbeigezielt.
Und auch diese Woche scheint es wieder eine solche Übermacht.
Allein an Körpergröße fehlt es den Turbinen,
Mensch, das wird wieder Tränen geben, gute Nacht.
Und in diesen Haufen Ohnmacht und Verzweiflung, Leiden,
bellt nun noch des Trainers Stimme,
der fluchend steht und spuckt dabei,
dass man den Ball mal endlich! aus den Strafraum dresche!!!
und außerdem noch:
„Paul steht frei!“
Und wie ein Wunder kommt, ein Pressschlag ist’s gewesen,
die Kugel aus dem Spielerpulk und wird vom Paule aufgelesen.
Die Abwehrrecken sehen`s, drehen sich und rennen schon,
jetzt muss er laufen
„Lauf mein Sohn!“
Und Paule rennt, was seine Füße geben,
so schnell als ging es um sein Leben.
Und führt dabei den Ball im Lauf,
die Abwehrspieler holen auf.
Sie kommen näher, näher, näher,
der Vorsprung schmilzt, auf eine Kleinigkeit.
Doch Paul, der kann lange noch nicht schießen,
denn dafür ist es noch zu weit.
Und schon von links und rechts bedrängen ihn die beiden,
als noch ein Dritter von der Seite kommt heran,
dem Paul, den Weg nun gänzlich abzuschneiden.
So scheint`s, die Chance ist gleich vertan.
Und als ob so nicht schon genug
der Spieler um die Wette hasten,
kommt noch der Torwart aus dem Kasten
und stellt den Weg nach vorne zu.
Und hat dadurch, auf diese Weise,
den der Fortuna Spieler Kreise,
um den Stürmer ganz geschlossen.
Da geh`n der Spieler Blicke plötzlich anderswo,
denn Paul hat grad noch so geschossen…
in seinen Augen, funkelt Leben lichterloh
und durch das Drängen, fast im Fallen,
streckt Paul die Fäuste himmelwärts
und als der Ball das Tor getroffen
da bersten Stimme, Blick und Herz.
Der Trainer und die Handvoll Väter,
sie springen, jubeln, schreien „TOR“
und kommen zufälligen Passanten
wohl wie ein paar Betrunk´ne vor.
Das Spiel am Ende, ging mit 1:2 verloren,
aber Verlierer man vergeblich sucht.
Sogar der Trainer ist am Grinsen,
der eben noch so schlimm geflucht.
In den Gesichtern aller Kinder, Eltern, Trainer, Ballgenossen
ist eine Wahrheit nur zu lesen:
„Turbine hat ein Tor geschossen.”
Und so drängt Paul sich durch den Regen
aus Schulterklopfern der Kollegen
und tritt vor seinen Vater hin.
Der streichelt seinem Sohn den Kopf,
und ganz versunken ist sein Sinn…
„…Wie wunderbar dies Kind gelungen,
wie arm wär` man, hätte man keins.
Doch kommt mir eins, auf einmal vor, ein bisschen wenig…
Ich lauf nach Hause und mach noch eins.“
zum Vorergehenden Selbstgespräch: Folge 21 “Wie ein Gedicht entsteht”.
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